Reh und Fitwi holen Cross-Titel auf der Langstrecke

SZENE. Zwei Wochen vor der Cross-EM in Italien gab es im niedersächsischen Löningen Cross-Action satt. Bei den Deutschen Cross-Meisterschaften wurden die letzten deutschen Meistertitel des Jahres vergeben. Von der Jugend bis zu den Aktiven – hier erfahren Sie, wer sich die DM-Medaillen geschnappt hat! Die Emsländer waren schon zum wiederholten Male Ausrichter der nationalen Titelkämpfe. Auf einem Zuschauer freundlichen und crossigen Rundkurs ließen es die Athletinnen und Athleten zum Jahresausklang noch einmal so richtig krachen.

Jens Mergenthaler mit Darmstadt-Rückenwind nicht zu schlagen

Mit dem Selbstbewusstsein seines Siegs vergangene Woche auf der Kurzstrecke beim Darmstadt-Cross konnte Jens Mergenthaler (SV Winnenden) nach Löningen anreisen. Und auch in Niedersachsen sollte der 25-Jährige seine gute Form bestätigen. Nach 12:39 Minuten und mit ausgebreiteten Armen lief der Athlet aus Winnenden über die Ziellinie, nachdem er den Titel auf der Mittelstrecke souverän gewonnen hatte.

Zwar hatte es kurzzeitig noch nach einem engen Dreikampf zwischen Jens Mergenthaler, Marius Probst (TV Wattenscheid 01) und Maximilian Pingpank (Hannover Athletics) ausgesehen, doch seine beiden Konkurrenten hatten Mergenthaler, der von seiner gewonnenen Tempohärte aus Darmstadt und Pforzheim profitieren konnte, in der Schlussphase nichts mehr entgegenzusetzen. Nach und nach konnte der DM-Vierte über 3.000 Meter Hindernis seinen Abstand bis zum Zieleinlauf vergrößern.

Die Männer-Mittelstrecke-Spitze mit dem späteren Meister Jens Mergenthaler und dem Zweiten Marius Probst (TV Wattenscheid 01)

1.500-Meter-Ass Marius Probst zeigte sich bei seinem ersten Cross-Auftritt des Jahres ebenfalls in guter Verfassung. In 12:50 Minuten durfte sich der Wattenscheider über den deutschen Vize-Meistertitel freuen. Maximilian Pingpank erreichte das Ziel sieben Sekunden später auf Platz drei. Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aich), der bei der EM in München über 3.000 Meter Hindernis ins Finale gelaufen war, wurde in 13:07 Minuten Fünfter.

Samuel Fitwi feiert Titelverteidigung

Titelverteidigung geglückt! Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) hat sich wie bereits im vergangenen Jahr in Sonsbeck auch 2022 den deutschen Crosstitel auf der Langstrecke gesichert. In einem Ausscheidungsrennen, in dem kurz vor Schluss neben Fitwi nur noch Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) übriggeblieben war, triumphierte der 25-Jährige am Samstagnachmittag zum Abschluss der Cross-DM in 29:28 Minuten.

Von Anfang an hielt sich der Athlet der LG Vulkaneifel mit seinem typisch leichtfüßigen Laufstil in einer großen Führungsgruppe, die aus rund zehn Läufern bestand, auf. In dieser waren außerdem auch Markus Görger (LG Region Karlsruhe), Aaron Bienenfeld (SSC Hanau-Rodenbach), WM-Finalist Sam Parsons (Eintracht Frankfurt), Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) und Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) vertreten.

Nach rund zehn Minuten startete Filimon Abraham schließlich eine Attacke, der lediglich Samuel Fitwi und Markus Görger folgen konnten. Folgend dominierte das Trio schließlich das Geschehen an der Spitze und setzte sich immer weiter vom Rest des Feldes ab. Während Abraham dauerhaft die Führungsarbeit leistete, lag mal Samuel Fitwi, mal Markus Görger auf Rang zwei, der jeweilige Konkurrent direkt dahinter.

Kurz nach Beginn der letzten Runde fasste sich Markus Görger erstmals an die Hüfte – kein gutes Zeichen, wie sich wenig später zeigen sollte. Der Karlsruher musste trotz eines engagierten und aussichtsreichen Auftritts aus dem Rennen aussteigen. Die Titelentscheidung sollte im Zweikampf zwischen Filimon Abraham und Samuel Fitwi fallen – mit dem besseren Ausgang für Fitwi. Auf den letzten Metern hatte der Titelverteidiger die besseren Reserven und lief zum Titel. In 29:29 Minuten blieb Filimon Abraham lediglich eine Sekunde dahinter. Durch den Ausstieg von Markus Görger durfte sich Aaron Bienenfeld über den dritten Platz in 29:48 Minuten freuen. Sam Parsons wurde in 30:08 Minuten Vierter.

Alina Reh triumphiert überraschend souverän

Das Jahr endet für Alina Reh (SCC Berlin), wie es begonnen hatte: mit einem DM-Titel. Im Mai hatte die 25-Jährige bei der Langstrecken-DM in Pliezhausen über 10.000 Meter triumphiert, nun ließ die ehemalige EM-Dritte über 10.000 Meter die nächste Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften folgen – und das souverän. Aufgrund der namhaften Konkurrenz war die Dominanz von Alina Reh dabei durchaus überraschend.

So waren unter anderem auch die EM-Fünfte über 1.500 Meter Hanna Klein (LAV Stadtwerke München) sowie die EM-Vierte im Marathon Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg) am Start. Auch die Deutsche 10-Kilometer-Meisterin Eva Dieterich (Laufteam Kassel) sowie die Berlinerin Caterina Granz durften sich vorab Chancen auf eine Top-Platzierung ausrechnen. So kam es auch, dass sich alle favorisierten Läuferinnen zunächst in der Führungsgruppe, die von Alina Reh angeführt wurde, befanden.

Nach rund sieben Minuten wurde das Tempo für den Großteil an der Spitze jedoch zu hoch. Alina Reh setzte sich ab, lediglich Hanna Klein konnte mit wenigen Metern Abstand folgen. Knapp vier Minuten später musste dann aber auch die Tübingerin abreißen lassen. Innerhalb kurzer Zeit lief sich Alina Reh einen Vorsprung von rund neun Sekunden auf die Zweitplatzierte heraus.

Einen kurzen Schockmoment musste Alina Reh auf dem Weg zu ihrem Sieg aber trotzdem noch verdauen. Nach gut 19 Minuten blieb sie an einem Hügel hängen und stürzte. Doch auch das sollte an ihrem dominierenden Auftritt nichts mehr ändern, sie behielt ihren Schritt in der Folge bei und bejubelte in 21:59 Minuten den deutschen Meistertitel. Hanna Klein folgte in 22:09 Minuten vor Miriam Dattke (22:19 min). Die weiteren Plätze belegten Caterina Granz (22:29 min) und Eva Dieterich (22:31 min).

Nach ihrem vierten Platz bei der Cross-DM im vergangenen Jahr konnte Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg) in der U23 diesmal ganz oben aufs Treppchen laufen. Von Anfang an lief die Dritte der U23-DM über 5.000 Meter an der Spitze. Mit Mia Jurenka (VfL Sindelfingen) und Anneke Vortmeier (TV Wattenscheid 01) hatte sie jedoch lange Zeit zwei starke Konkurrentinnen an ihren Fersen.

Doch am Ende sollte sich die 20-Jährige, die in den USA lebt, souverän durchsetzen. Mit 22:52 Minuten hatte sie 13 Sekunden Vorsprung auf Mia Jurenka, die zur Silbermedaille lief. Anneke Vortmeier holte sich dahinter Bronze (23:14 min). Rahel Brömmel von der LG Olympia Dortmund wurde Vierte in 23:53 Minuten.

Von den Anstrengungen gezeichnet: die DM-Zweite Hanna Klein.

Stimmen zum Wettbewerb:

Alina Reh (SCC Berlin):
„Ich kann es gar nicht glauben. Vor zwei Tagen wollte ich gar nicht starten und dachte, ich bin gut, wenn ich unter die ersten Zehn komme. Und jetzt habe ich hier gewonnen. Seit den Europameisterschaften lief gar nichts mehr bei mir. Ich habe mich so leer gefühlt. Das Rennen lief auf einmal. Am letzten Hügel bin ich sogar noch hingefallen.“

Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen):
„Es war ja meine erste Cross-DM, und dafür bin ich echt zufrieden. Ich habe gemerkt, dass ich etwas müde und der Akku noch nicht wieder voll war. Zum Schluss wurde es echt hart. Da hat es gut getan, meinen Namen so oft an der Strecke zu hören. Ich war froh, dass mein Abstand zu Alina nicht zu groß war. Sie hat echt stark performt. Ich war erst einmal bei einer Cross-EM dabei und da hat es mich richtig zersetzt, deswegen habe ich auf jeden Fall Respekt.“

(siehe leichtathletik.de / bg / Nicolas Walter)

Fotos: Jörg Valentin / Titelfoto: Start der Langstrecke bei den Männern.