Wie Faktoren die Laufleistung beeinflussen können

Im Winter sind wir bei unseren Wettkämpfen regelmäßig Regen, Wind und Kälte ausgesetzt. Welchen Einfluss haben äußere Faktoren auf unsere Laufleistung? Dazu stützen wir uns unter anderem auf unsere Erfahrungen beim Eindhoven-Marathon im November 2013. Damals waren es 8 °C, eine durchaus annehmbare Temperatur für diese Distanz. Trotzdem musste Hans wegen Unterkühlung aus dem Rennen aussteigen, während Ron eine persönliche Bestzeit lief. Was war passiert? Wie kann die Kombination von Regen, Wind und Kälte zu Unterkühlung führen? Wie lassen sich die unterschiedlichen Leistungen von Hans und Ron erklären?

Angemessene Bekleidung

Eine der Hauptfunktionen von Laufbekleidung besteht darin, die isolierende Luftschicht über der Haut zu erhalten. Bei Kälte empfehlen sich mehrere Lagen leichter, sogenannter atmungsaktiver Wäsche, die für einen möglichst optimalen Temperaturausgleich und Feuchtigkeitstransport sorgt. In der Literatur fanden wir einen Leitfaden zur Anzahl der Bekleidungsschichten in Abhängigkeit von Windchilltemperatur und Lauftempo. Bei Windchilltemperaturen um den Gefrierpunkt werden mindestens 2-3 Lagen empfohlen, vor allem, wenn es regnet, die Kleidung nass wird und ihre isolierenden Eigenschaften verliert. Bewegt man sich im Schritttempo, sind sogar vier Schichten erforderlich. Der Einfluss des Lauftempos ist signifikant. In Ruhe braucht man bis zu viermal mehr Schutzlagen, als wenn man mit 16 km/h läuft. Ein extremes Beispiel sind die Inuit, die bei den eisigen Temperaturen am Nordpol sogar 10 Kleiderschichten übereinandertragen.
Neben Kleidung lässt sich der Wärmeverlust mit speziellem Kälteschutzöl, das eine dünne, isolierende Schichtauf der Haut bildet, begrenzen. Auch Radrennfahrer, die aufgrund des höheres Tempos noch mehr unter Kälte leiden, greifen gern auf dieses Mittel zurück.

Die individuelle Kälteempfindlichkeit des Läufers

Ob bei Kälte, Wind und Regen eine Unterkühlung droht, hängt schließlich auch von der individuellen Kälteempfindlichkeit des Läufers ab. So finden sich Belege, dass dünne Läufer aufgrund ihrer im Vergleich zur Körpermasse relativ größeren Hautoberfläche und der damit verbundenen ungünstigeren Wärmebilanz anfälliger dafür sind. Auch weniger Körperfett ist von Nachteil, da es isolierende Eigenschaften besitzt. Tim Noakes, Autor von The Lore of Running, stellte fest, dass sich der Vorteil, den leichte Läufer bei Hitze haben, ins Gegenteil verkehrt, wenn sie bei niedrigen Temperaturen antreten müssen. Ein gutes Beispiel ist der US-Amerikaner Frank Shorter, der bei den Olympischen Spielen 1972 in München die Goldmedaille beim Marathon gewann; er zeigte bei Hitze immer bessere Leistungen als bei Kälte. Betrachten wir in diesem Licht noch einmal Hans’ und Rons unterschiedliche Erfahrungen beim Eindhoven-Marathon, lassen sie sich leicht erklären. Bei einer Windchilltemperatur von 3 °C in Kombination mit Regen traf Ron die richtige Entscheidung, indem er drei Bekleidungsschichten übereinander trug. Hans war zu ehrgeizig und beschränkte sich auf sein dünnes Singlet. Außerdem ist Hans viel kleiner und schmaler als Ron. Die Wettkampfergebnisse der beiden bestätigen die obige Theorie. Hans musste das Rennen wegen Unterkühlung vorzeitig beenden und damit einen hohen Preis für seine falsche Entscheidung bezahlen; Ron dagegen wurde mit einer persönlichen Bestzeit belohnt.

 

 

 

 

Hans van Dijk, Ron van Megen

Das Geheimnis des Laufens

480 Seiten
Klappenbroschur, 19,6 cm x 25,4 cm,
1. Auflage Februar 2017
ISBN 978-3-8403-7523-1, 36,00 € [D]

 


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