Thea Heim: „Rennen finde ich einfach geil.“

Thea Heim (27) gehört zu Deutschlands Topläuferinnen auf der Mittel- und Langstrecke – und stemmt zugleich einen Vollzeitjob als IT-Projektleiterin in der Versicherungsbranche. Im Laufzeit-Interview erzählt sie von ihrem läuferischen Werdegang, der Balance zwischen Leistungssport und Vollzeitjob, und ihrer Leidenschaft für Wettkämpfe und Städtemarathons.

Wie nahm deine Laufkarriere ihren Anfang?
Ich habe bereits in meiner Kindheit und Jugend leistungsmäßig Fußball, Judo und Skilanglauf betrieben. 2008, mit 16 Jahren, hat mich mein jetziger Coach Norman Feiler überredet, auf der Bahn zu laufen. Da ich vom Skilanglauf bereits eine gute Ausdauer hatte, haben wir zunächst den Fokus auf kurze Distanzen von 100 m bis 800 m gelegt, um meine Geschwindigkeit und Lauftechnik zu verbessern. Damals habe ich 3-4 Mal pro Woche trainiert und bin vor allem bei 800m-Wettkämpfen gestartet.

Erinnerst du dich an deinen ersten Wettkampf?
Mein erster Wettkampf war eine Staffel, ich bin als Schlussläuferin gestartet. Das hat mir früher mehr Spaß gemacht als im Einzel zu laufen und war eine super Erfahrung.

Was waren seitdem deine größten Wettkampferfolge?
Meinen ersten Titel habe ich 2010 bei den Bayerischen U20 Meisterschaften über 800 m geholt. Das kam für alle überraschend und war ein sehr schönes Erlebnis. Darauf folgten Titel über 1500 m (2013) und 10.000 m (2014) bei den Deutschen U23 Meisterschaften. Weitere Highlights waren meine erste Medaille in der Frauen-Hauptklasse bei den Deutschen Meisterschaften über 800 m (Bronze, 2014), sowie die Silbermedaille im Halbmarathon im letzten Jahr (2019).

Wie steht deine Familie zu deiner Laufkarriere?
Meine Familie hat das Laufen immer unterstützt – wenngleich für meine Eltern eine ordentliche berufliche Ausbildung immer wichtiger war. Da Schule und Studium neben dem Laufen nie zu kurz kamen, haben sie sich auch nie in meine läuferischen Ambitionen eingemischt. Inzwischen ist sogar meine ganze Familie selbst läuferisch unterwegs!

Hast du jemals darüber nachgedacht, eine Profisportkarriere einzuschlagen und dich vollständig auf das Laufen zu konzentrieren?
Natürlich habe ich das gerade nach meinen Juniorentiteln im Jahr 2014 mit meinem Coach besprochen. Aber da ich am eigenen Leib die Beliebigkeit des Fördersystems für deutsche Leichtathleten erfahren habe, wollten wir uns in keine Abhängigkeit begeben. Konkret war ich 2014 die beste U23 Läuferin über 1500 m und 10.000 m, dazu die Nummer 2 über 800 m – und trotzdem bin ich aus der Sporthilfeförderung gefallen. Konkrete Gründe wurden auch auf Nachfrage nicht genannt. Mein Coach und ich waren uns deshalb einig, meine Zukunft anders zu gestalten.
Also hast du an der TU München erfolgreich deinen Bachelor und Master in Wirtschaftsinformatik abgeschlossen und arbeitest nun als IT-Projektleiterin für ein deutsches Versicherungsunternehmen.

Wie oft trainierst du pro Woche?
Je nach Trainingsphase habe ich 8 bis 11 Laufeinheiten pro Woche. Dazu kommen Stabilitäts- und Mobilisationstraining.

Du machst also kein Alternativtraining?
Mein Coach hätte es gerne, dass ich häufiger schwimmen gehe. Aber das ist nicht so meins, genauso wenig wie Radfahren oder klassisches Krafttraining. Also nein: Ich mache eigentlich fast nie Alternativtraining – ich bin einfach durch und durch Läuferin.

Legst du regelmäßig Ruhetage ein und wie gestaltest du sie?
Ruhetage lege ich abhängig von den täglichen Messwerten (Herzfrequenz, Herzvariabilität) ein. Ich habe keine besonderen Rituale für diese Tage, ich mache eben einfach keinen Sport.

Wie sieht deine alltägliche Ernährung aus?
Wir haben eine super Kantine in der Arbeit, mit einer exzellenten Auswahl an verschiedenen Gerichten. Ich verfolge keine strikten Ernährungsprinzipien, sondern esse grundsätzlich sehr gemischt – Fleisch, Gemüse, Salat, Kartoffeln, Früchte, und so weiter. Vor und nach dem Training nehme ich regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel wie Protein- und Basenpulver.

Dein ambitioniertes Trainingspensum bringt sicher einen gewissen Verzicht auf Freiheiten in der Freizeit- und Urlaubsplanung mit sich…
Ich habe das Laufen nie als Einschränkung empfunden. Ich treibe gerne verschiedene Sportarten wie SUP, Fußball, Bergwandern oder Skilanglauf, aber ich relaxe auch gerne in einem Café mit Freunden. Ich kann in meiner Freizeit alles machen, worauf ich Lust habe, und probiere auch gerne neue Sachen aus. Außerdem reise ich gerne und erkunde neue Umgebungen. Diese Leidenschaft lässt sich super mit dem Training und schönen Rennen im In- und Ausland kombinieren. Und wenn ich einfach mal Urlaub machen möchte, mache ich das. Natürlich berücksichtige ich dabei die Wettkampfplanung, aber an der Arbeit kann ich ja auch nicht von einem Tag auf den anderen Tag frei nehmen und in den Urlaub fahren.

Du hast in diesem Jahr an 21 Wettkämpfen teilgenommen, darunter zwei Marathons und neun Halbmarathons. Würdest du dich als „Wettkampftyp“ bezeichnen?
Ich bin definitiv ein Wettkampftyp – Rennen finde ich einfach geil.

Das komplette Interview lesen Sie in der LAUFZEIT 2/20.

INTERVIEW: Svenja Gliem
FOTOS: Haspa Marathon Hamburg (Aufmacher), TALENTTEAM ENF