Sportjournalist Jürg Wirz überraschend verstorben

ALLGEMEINES. Er war einer der stets geringer werdenden Spezies der exzellenten Laufexperten unter den Sportjournalisten. Im Alter von 71 verstarb nun der Schweizer Jürg Wirz in seiner zweiten Heimat Kenia an einem Hirnschlag. Wirz war über viele Jahre Fachautor bei der CONDITION und später bei LAUFZEIT&CONDITION. Seine Fachbücher aus dem MEYER&MEYER Sportverlag waren für Interessierte stets eine begehrte Lektüre.

Weit über die Grenzen seiner eidgenössischen Heimat hinaus konnte sich Jürg Wirz über Jahrzehnte hinweg mit seinem umfangreichen Fachwissen und Einfühlungsvermögen in die rasant sich weiter entwickelnden Laufszene einen Namen machen.

Als Sportchef des „Aargauer Tagblatt“ reiste er im Tross der internationalen Leichtathletik-Cracks von Meeting zu Meeting und verfolgte hautnah den Aufstieg von Markus Ryffel zum Weltklasseläufer mit der olympischen 5.000 m-Silbermedaille als unbestrittenen Höhepunkt.

Letztlich waren dessen Erfolge als Schweizer und die von der USA auf Europa überschwappende Laufwelle Anlass genug, um mit seinem Arbeitgeber beim Aargauer Tagblatt 1985 das Laufmagazin „Der Läufer“ zu gründen. Diese Publikation begeisterte die deutschsprachige Laufszene nicht zuletzt durch die persönliche Nähe der großartigen Schweizer Laufszene mit eben Markus Ryffel, Pierre Délèze, Bruno Lafranchi, Cornelia Bürki, Sandra Gasser, Franziska Rochat-Moser und Anita Weyermann sowie die medizinische Kompetenz eines Bernhard Segesser oder Beat Villiger.

Jürg Wirz erkannte frühzeitig die ins Stocken geratene Weiterentwickung der Laufszene und firmierte das renommierte Läufer-Magazin 1997 mit neuen Schwerpunkten wie Mountainbike, Inline-Skating und Triathlon um in das eher zeitgemäße „FIT for LIFE“.

Zugleich faszinierte ihn die stürmische Entwicklung der kenianischen Läufer. Schon Anfang der 90er Jahre war er mit Markus Ryffel und zahlreichen Lesern zu den „Hotspots“ im Läuferland Kenia unterwegs. Aus dem Leichtathletik-Fachmann und kettenrauchenden Nichtsportler wurde zudem ein ambitionierter Hobbyläufer, der nach wohl dosiertem Aufbautraining beim New York-Marathon sogar den Sprung unter die Drei-Stunden-Marke schaffte.

Die Faszination Kenia führte Jürg Wirz schließlich nach Eldoret, gründete eine Familie mit einer Kenianerin und führte im Läuferland Kenia seine journalistische Arbeit mit einem Höchstmaß an Akribie und Begeisterung weiter.

Unzählige Artikel über die Stars der Szene wie Kipchoge Keino, Paul Tergat, Patrick Sang oder Eliud Kipchoge sind hierzulande erschienen, bei www.germanroadraces.de sind viele erstklassige Beiträge erschienen, eine Reihe von Büchern wie „Run to win – die Erfolgsgeheimnisse der Kenianer“, „Paul Tergat – Champ und Gentleman“ oder auch über den bekanntesten orthopädischen Chirurg Bernhard Segesser in der Schweiz verdeutlichen sein breites journalistisches Spektrum.

Sein begonnenes Werk über den in inzwischen in Iten lebenden neuen Schweizer Laufstar Julien Wanders wird allerdings leider keinen Abschluss mehr finden … .

Wilfried Raatz

Foto: Raatz / Juerg Wirz (r.), Robert Hartmann (l.) in der Mitte der frühere 5.000 m-Weltrekordler Yobes Ondieki.