Leserreport: Zum 100. Marathon nach New York City

Frank Dieter bezeichnet sich selbst als Laufenthusiast. Mit Recht. Denn am 7. November diesen Jahres hat der Vielläufer seinen 100. Marathon ins Ziel gebracht. Für diesen besonderen Anlass reiste er zum legendären New York City-Marathon. Für die LAUFZEIT hat der Jubilar seine Eindrücke aufgeschrieben.

Ein Traum wurde wahr. In der City, die eigentlich niemals schläft. Eigentlich, denn diesen Eindruck hatte man nicht wirklich, da auf Grund des immer noch besteheden Einreiseverbotes an den sonst so belebten Orten im “Big Apple”, das pulsierende Treiben vieler Menschen sichtlich fehlte. Dies war schon zu erahnen, als wir, Rolf Eckert und ich, im Flieger saßen, der nur zu 10% besetzt gewesen ist. Dass wir zu den nur sehr wenigen deutschen Marathonis gehören durften, haben wir unserem Reiseveranstalter Interair zu verdanken, der beim US amerikanischen Konsulat für alle Teilnehmer*innen eine Ausnahmegenehmigung (National Interest Exception) beantragt hatte, die auch Allen genehmigt wurde. Wir waren unendlich dankbar, einreisen zu dürfen, da bereits andere Reiseveranstalter die Laufreise abgesagt hatten.

Da ich nunmehr seit 7 Jahren für das Kinderhospiz Bärenherz laufe, für jeden Marathonkilometer 1 Euro spende, sind wir auch in New York nicht ohne das kleine Stoffbärchen unterwegs gewesen. Im Bärenherz-Shirt waren Rolf und ich im Big Apple unterwegs und sammelten sehr viele positive Eindrücke, die wir bei der Spendenübergabe im Dezember dann sehr gerne vermitteln werden.

Nach hoffen und bangen, war es nun endlich soweit! Am frühen Morgen des 07.11.2022 bin ich sozusagen schon mit Gänsehaut aufgewacht. Rolf und ich, wir waren unendlich dankbar und glücklich darüber, dass wir im Kreise nur sehr weniger “Marathonis” aus Deutschland, in NYC an den Start gehen durften. Die Emotionen und Gefühle waren unbeschreiblich, so intensiv hatte ich das bei allen vorausgegangenen 99 Marathons nicht erlebt.

Um jeglichen Streß vor dem Startschuss zu vermeiden, wählten wir die erste Möglichkeit, den Startbereich an der Verrazano-Narrows-Bridge in Staten Island zu erreichen. Dass ich dort angekommen, noch 4 Stunden auf den Startschuss warten musste, nahm ich gerne in Kauf, zumal die Zeit bis dahin wie im Fluge vergangen ist. Um 10:30 stand ich dann endlich im Startbereich, als eine Sängerin live die amerikanische Nationalhymne zu singen began. Dies war für mich der erste unvergessliche Moment, dem dann noch einige folgten.

Die Wetterbedingungen hätten besser nicht sein können. Es herrschten um die 10 Grad C., die Sonne schien und es war windstill, als wir gleich nach dem Start die Verrazano Bridge überquerten, die Staten Island mit Brooklyn verbindet. Hier mussten wir schon die ersten Höhenmeter überwinden, von denen es im Verlauf der Strecke so einige gegeben hat. In Queens angekommen überliefen wir die Queensboro Bridge, um dann entlang der First Avenue nach ca. 30 Kilometer die Bronx zu erreichen. Die Fifth Av. ist dann der letzte längere Abschnitt gewesen, bevor wir das Ziel dann im Central Park glücklich und zufrieden erreicht hatten.

Der Jubel der Zuschauerinnen und Zuschauer entlang der Strecke, war gigantisch. Die Stimmung, die Euphorie und die Freude darüber, dass der Marathon endlich wieder ausgetragen wurde, war allen Menschen anzumerken. Mile für Mile wurde man getragen und hierbei spielte es überhaupt keine Rolle, ob man zum Elitefeld gehörte, oder zu denjenigen, die aus der letzten “Welle” heraus starteten.

Nach 4:27 (Rolf hatte bereits nach 03:19 gefinisht) bin ich glücklich und zufrieden im Ziel des 50. TCS NYC Marathons angekommen, überwältigt von Eindrücken und Gefühlen, die ich so bisher noch nicht empfunden habe und mein Leben lang nicht mehr vergessen werde…

Mit 30.000 Teilnehmer*innen war das Läuferfeld um 40%, im Vergleich zum Jahr 2019, reduziert. Unter den 24944 Finisher*innen waren 282 deutsche Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ein solches, einzigartiges Privileg erhalten zu haben, war keinesfalls selbstverständlich und wird wohl in der Chronik einer jeder Läuferin und eines jeden Läufers einen ganz besonderen Platz einnehmen. Danke, du großartige Stadt, die du mir eine ehrenvolle Kulisse zu meinen 100. Marathon gegeben hast!