Europameisterin verpasst Olympia-Norm

SZENE. Ausgelassene Stimmung in Paderborn! „Es war super“, sagte Konstanze Klosterhalfen, Promigast beim traditionellen Osterlauf, „die Menschen haben mich lauthals angefeuert.“ Überall war Party: an jeder Häuserecke, in jedem Garten. „Das hat riesig viel Spaß gemacht, auch wenn ich schneller laufen wollte!“ Sie war von der Atmosphäre auf dem Maspernplatz, wo die Zuschauer dichtgedrängt Spalier standen und der Masse applaudierten. 12.794 Aktive zählten die Organisatoren bei Deutschlands ältestem Straßenlauf, der 1947 debütierte und am Karsamstag seine 76. Auflage feierte. Christian Storck, der Orga-Chef, war happy, dass die alte Bestmarke (12.263) von 2019 getoppt wurde.

Die Starläuferin, 2022 Europameisterin über 5.000 Meter in München, wollte die Olympia-Norm über 10.000 Meter (30:40 Minuten) abhaken. Da der Weltverband neuerdings auch Zeiten auf der Straße akzeptiert, war sie nach Ostwestfalen gereist, um das Paris-Ticket einzulösen. Mit 32:09 Minuten blieb Klosterhalfen als Gesamdritte hinter den beiden Kenianerinnen Purity Kitonga (30:57 Minuten) und Nancy Chepleting (31:24 Minuten) allerdings deutlich über dem Richtwert. „Schade, dass es nicht geklappt hat“, meinte sie bei der Siegerehrung, „dafür hatte der Lauf zumindest einen guten Trainingseffekt.“ Immerhin war „Koko“, wie sie liebevoll gerufen wird, beste Deutsche vor den Marathon-Spezialistinnen Katharina Steinruck (32:17 Minuten), Fabienne Königstein (32:36 Minuten) und den Schöneborn-Zwillingen, Debbie (33:11 Minuten) sowie Rabea (33:24 Minuten). Mit einem Bluemenstrauß in der Hand kletterte sie dann von der Tribüne, schrieb fleißig Autogramme und posierte geduldig für Selfies mit ihren Fans, die Deutschlands bekannteste Läuferin sogleich umlagerten.

Die Experten fragten sich: Woran hat‘s gelegen, dass „Kokos“ Wunsch nach Normerfüllung schief gegangen ist? Vielleicht an den frühlingshaften Temperaturen, die leichtfüßig auf 20 Grad gestiegen waren? Simon Boch, einer der besten Langstreckler hierzulande, suchte nach einer Antwort: „Es war heute der erste Tag, dass es so richtig warm wurde“, bemerkte er, „da muss man sich erst mal drauf einstellen. Das ist noch ungewohnt.“ Hinter drei Ostafrikanern, angeführt von dem Kenianer Robert Koech (27:54 Minuten), belegte der Regensburger den vierten Platz in 28:37 Minuten. „Mit der Zeit bin ich nicht zufrieden“, gab er ehrlich zu und lag auf einer Wellenlänge mit Konstanze Klosterhalfen, „viele waren auch langsamer als sonst.“ Denn die trockene, schwüle Luft ließ manchen Traum von einer Bestzeit voreilig platzen.

Der Halbmarathon, einst der Vorzeige-Wettbewerb dieses Events, musste ohne die flotten Asse aus Afrika auskommen. Florian Bochert aus dem nahen Bielefeld behauptete sich nach einem beinharten  Schlussspurt in 1:07:42 Stunden mit nur einer Sekunde Vorsprung vor dem Hannoveraner Fabian Kuklinski, während Sylvie Müller aus Mannheim die Frauen-Wertung in 1:19:50 Stunden gewann.

Als Tristan Kaufhold (14:21 Minuten) aus Hanau-Rodenbach, eines der hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchstalente,  und die Belgierin Jana van Lent (15:33 Minuten) über 5 km  oben auf dem Treppchen thronten, frohlockte der sportbegeisterte Bürgermeister Michael Dreier: „Der Osterlauf ist und bleibt das Aushängeschild unserer Stadt!“ (Uli Hörnemann)