Domenika Mayer und Nils Voigt bei DM vorn

SZENE. Einen Favoritensieg und eine Überraschung gab es am Samstag bei den 10.000-Meter-Entscheidungen der Langstrecken-DM in Mittweida. Während Nils Voigt erwartungsgemäß den entscheidenden Antritt setzte, feierte Marathon-Ass Domenika Mayer ihren ersten Meistertitel auf der Bahn.

Erst ein Quartett, dann ein Trio. Und auf den letzten vier Runden eine Tempoverschärfung des Favoriten Nils Voigt, mit der er scheinbar mühelos seinen Kontrahenten davonzog. So gestaltete sich am Samstag bei der Langstrecken-DM in Mittweida der Kampf um den Männer-Titel über 10.000 Meter. Nach 28:03,15 Minuten war die zweite DM-Goldmedaille des Wattenscheiders auf dieser Strecke perfekt, er war damit acht Sekunden schneller als zwei Jahre zuvor. In Richtung seiner neuen Bestzeit von 27:30,01 Minuten, die ihm noch einmal mehr World Ranking-Punkte für den Kampf um ein WM-Ticket für Budapest (Ungar; 19. bis 27. August) beschert hätte, ging es jedoch nicht. Obwohl er es begleitet von seinen Mitstreitern nicht unversucht ließ.

Besonders Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg; 28:12,79 min), der im Marathon auf die WM- und Olympia-Chance hofft, sorgte auf der ersten Rennhälfte für Tempo und dafür, dass sich bald eine Vierergruppe vom Rest des Feldes abgesetzt hatte. Zu dieser zählten auch der DM-Dritte im Halbmarathon Filmon Teklebrhan-Berhe (LAC Freiburg; 28:25,82 min) und Tom Förster (LG Braunschweig; 28:41,02 min). Förster musste dann zwar als Erster abreißen lassen, durfte sich aber über das zweite U23-Gold in Folge freuen. Und mit einer Zeit deutlich unter Norm auch über den sicheren Startplatz bei der U23-EM in Espoo (Finnland; 13. bis 16. Juli). “Ich habe mein Vorhaben in die Tat umgesetzt”, befand er. “Glücklicherweise bin ich wieder verletzungsfrei, die Sehnenscheiden-Entzündung im linken Fuß ist ausgeheilt.”

“Stabil Deutscher Meister”

“Heute war wichtig, dass ich mir wieder Selbstsicherheit hole nach dem miesen 5.000-Meter-Rennen in den USA”, erklärte Männer-Sieger Nils Voigt. “Mit einer guten Beschleunigung bin ich stabil Deutscher Meister geworden. In zwei Wochen werde ich wieder die 10.000 Meter in London laufen, um weitere Punkte fürs World Ranking zu sammeln.”

Filimon Abraham freute sich über seine dritte DM-Silbermedaille in Folge: “Ich sollte auf der ersten Hälfte Tempo machen, so war der Plan. Weil ich mich noch sehr gut fühlte, bin ich dran geblieben. Nun habe ich wieder Silber geholt, wie letztes Jahr schon in Pliezhausen und bei der Cross-DM in Löningen.” Und auch Filmon Telkebrhan-Berhe konnte mit Bronze zufrieden sein: “Nach 20 Runden habe ich gemerkt: Oh, das wird mir jetzt zu schnell. Dann bin ich mein Tempo gelaufen und habe eine Bestzeit aufgestellt.”

Domenika Mayer nutzt die Chance

Gas geben in der Hoffnung auf eine schnelle Zeit und die Chance auf ein WM-Ticket: So lautete auch die Devise von Titelverteidigerin Alina Reh (SCC Berlin) und ihrer Trainingspartnerin Hanna Klein (LAV Stadtwerke Tübingen) im Frauen-Rennen. Hanna Klein spannte sich vors Feld und sorgte direkt für ein sehr hohes Tempo. Doch der Rennplan ging nicht auf. Nachdem Klein ausgestiegen war, musste Reh mehrere Male sichtlich angeschlagen das Rennen unterbrechen und lief schließlich nach 33:21,43 Minuten als Fünfte über die Ziellinie.

Als die Verfolgerinnen an ihr vorbeigezogen waren, wurde es unübersichtlich – und im Kampf um die Medaillen eröffneten sich für alle weiteren Läuferinnen neue Chancen. Mit einem gleichmäßig hohen Tempo nutzten diese besonders Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen) und die Team-Europameisterin im Marathon Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), die sich schließlich für den Endspurt die meisten Körner aufbewahrt hatte. In 32:14,34 Minuten steigerte die 32-Jährige ihre Bestzeit um fast eine halbe Minute und holte damit ihren ersten deutschen Meistertitel auf der Bahn.

U23-Titelverteidigung für Jasmina Stahl

„Ich habe mich mit Eva super abgewechselt“, erklärte Domenika Mayer, „das hat Spaß gemacht, auch wenn ich die Spikes nicht so gerne anziehe. Überall haben Zuschauer gestanden und uns angefeuert. Das hat gepusht. Vom Kopf her war ich völlig frei. Dann habe ich auf der letzten Runde beschleunigt und es hat gereicht.“ Für Eva Dieterich reichte es ebenfalls für eine neue Bestzeit von 32:17,75 Minuten und die Silbermedaille. “Den ganzen Tag war ich etwas träge, doch dann lief es überraschend gut, meine Beine haben prima funktioniert”, erklärte sie. Bronze ging in 32:45,81 Minuten an die weitere Marathon-Spezialistin Deborah Schöneborn (SCC Berlin). (Silke Bernhart / Uli Hörnemann/ leichtathletik.de)

Foto: Jörg Valentin